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Ironman Frankfurt: Ein Leidensbericht …

Am letzten Wochenende startete ich beim Ironman in Frankfurt, meinem ingesamt 7. Rennen über die Langdistanz von 3,8km Schwimmen, 180km Radfahren und 42,2km Laufen. Es sollte das bisher beste Rennen in meiner Karriere von der Zeit her werden, aber mit das Schlechteste von der Renneinteilung. Wie kam es dazu?

Anfang Oktober 2011 startete ich in die direkte Vorbereitung für das Rennen, die Schwerpunkte lagen beim Laufen und beim Radfahren. Beim Laufen ging es mir in erster Linie darum, jeden Tag zu Laufen. Das hielt ich knapp 40 Tage durch – jeden Tag mind. 15min, mit einer längeren Einheit in der Woche. Danach reduzierte ich wieder auf 3-5 Mal die Woche. Auf dem Rad arbeitete ich in der ersten Zeit relativ intensiv, um meine Schwellen-Leistung zu erhöhen. Das ganze war relativ erfolgreich und ich hatte sowohl beim Laufen als auch beim Radfahren schon einen guten Schritt nach vorne gemacht.

Leider kam dann der Februar und eine Verletzung, die mich fast zu einem kompletten Monat Pause zwangen. Somit waren die hart erarbeiteten Fortschritte wieder weg und das ganze Training begann wieder bei null. Zu dieser Zeit hatte ich schon das ausgefüllte Abmeldeformular auf dem Tisch liegen …

Die Vorbereitung ab März war dann nach dem Motto “Rette was zu retten ist”, um irgendwie in Form zu kommen. Das erste Vorbereitungsrennen bei der Challenge Kraichgau aus vollem Training heraus lief ganz gut, im zweiten Rennen beim Citytriathlon Heilbronn reichte es für den Sieg in meiner AK. Dementsprechend optimistisch stand ich an der Startlinie in Frankfurt.

Pünktlich um 7 Uhr fiel der Startschuss, gemeinsam mit weiteren 2300 Verrückten ging das Schwimmen, oder besser gesagt die Prügelei, los. Ich hatte mich vorne in der zweiten Reihe eingeordnet, um den richtig heftigen Tumulten aus dem Weg zu gehen. Das hatte ich die Jahre zuvor ausprobiert und Panikattacken bekommen, das benötigte ich nicht wieder.

So schwamm ich Vollgas los, und wurde nach links abgedrängt. Gemeinsam mit anderen schwammen wir die komplette erste Gerade links von den Bojen, eigentlich hätte man ja rechts schwimmen sollen … Die Kanuten waren aber etwas überfordert von der Masse der Schwimmer und konnten diese nicht weiter nach rechts drücken. Eine Abkürzung war es aber nicht, die Strecke dahin war genauso lang.

Nach der ersten Wendeboje konnte ich dann auch auf der vorgesehenen Strecke schwimmen, die Prügeleien hatten auch ein Ende. Die erste Runde konnte ich in knapp 32 Minuten absolvieren, direkt danach ging es zu einem kurzen Landgang und auf die zweite Runde. Diese verlief relativ ereignislos und angenehm, so dass ich in neuer Schwimmbestzeit nach 59:49 Minuten aus dem Wasser kam.

Der Weg zur ersten Wechselzone war lang und vor allem steil. In tiefem Sand die Steigung hochrennen nach 1h in horizontaler Lage war nicht so einfach. Dort konnte ich bereits ein paar Plätze gutmachen, der eigentliche Wechsel war auch in Ordnung, so dass ich nach weiteren 3 Minuten auf dem Rad war.

Und dann begann das Unheil, oder besser gesagt die schlechte Renneinteilung. Nachdem ich die Radschuhe richtig anhatte und mich verpflegt hatte ging es mit reichlich Rückenwind und vielen Watt in Richtung Frankfurt. Das lief sehr sehr gut, vor allem locker und anstrengungslos. Dann ein erster Blick auf die Uhr und die Durchschittswerte  verhiessen nichts Gutes. 15 Watt mehr als der ohnehin schon risikoreiche Plan, das war nicht gut und ich wollte es entsprechend langsamer angehen lassen. Dummerweise klappte das nicht bzw. ich hielt mich nicht dran und die Werte blieben auf dem hohen Niveau.
Dann kamen noch die äusseren Umstände hinzu, Wind und Regen setzten ein. Das trifft mich in der Regel härter als andere, da ich dem nicht soviel Biopren entgegenzusetzen habe. Nach 3,5h und dem x-ten Regenschauer sass ich komplett durchgefroren und mit Gänsehaut überzogen auf dem Rad, mir war schwarz vor Augen, ich sah Sterne …
Um nicht falsch verstanden zu werden: Das Wetter war nur das Tüpfelchen auf dem I, das hat den ganzen Prozess nur beschleunigt.
Ab ca. 3,5h ging es dann richtig bergab, ich war komplett am Ende. Der Rest der Radstrecke, immerhin noch 1,5h, war mit das Härteste was mir bisher widerfahren ist. Auf den flachen Strecken konnte ich noch einigermassen mit der Konkurrenz mithalten, beim kleinsten Anstieg wurde ich sofort abhängt und überholt. Es war einfach kein Sprit mehr im Tank, das war die Quittung für die ersten 3,5h. Und so sieht das in graphischer Form aus:

Diese gelbe Linie ist nicht schön anzuschauen …
Im Schnitt kam letztendlich die Wattzahl raus, die ich auch fahren wollte. Allerdings war die Einteilung alles andere als gut. Daraus gilt es zu lernen für die nächsten Rennen, das sollte mir nicht noch einmal passieren.

Letztendlich stieg ich völlig platt nach 5:01:18h vom Rad, und mir war nicht klar wie ich den Marathon noch schaffen sollte. Ich habe zwar trainiert, mit völlig zerstörten Beinen noch schnell zu laufen, allerdings waren meine Beine noch nie so zerstört. Das kannte ich bisher noch nicht.

Dementsprechend schlecht fühlten sich auch die ersten Kilometer an, es tat einfach nur alles weh. Gleich an der ersten Verpflegungsstelle schnappte ich mir ein paar Kekse, um den zwischenzeitlich eingetretenen Hunger zu stillen Es ging nur drum, dass irgendwas Festes im Magen war, stundenlang dieses ISO-Zeugs zu trinken ist nicht gerade toll.


Danach lief es besser und besser, die Schmerzen wurden immer weniger und ich fand einen Rhythmus, den ich bis 1:50h im Marathon gut halten konnte. Den ersten Halbmarathon konnte ich in ca. 1:32h, war also nicht ganz so schlecht. Ab ca. 1:50h kamen die Schmerzen dann wieder und es wurde von Meter zu Meter immer schwieriger und härter – und ich immer langsamer … Die Ursache dafür dürfte auch klar sein, zu schnell Radgefahren. Letztendlich lief ich den zweiten HM in 1:37h,über 5 Minuten langsamer als der erste. Ein gewaltiger Rückschritt im Vergleich zum letzten Jahr, in dem ich sehr sehr gleichmässig unterwegs war.

Trotz der schlechten Renneinteilung hat es noch für eine neue Bestzeit von 9:15:39h gereicht, gleichbedeutend mit Rang 52 in der Gesamtwertung und mit Rang 15 in meiner Altersklasse. Das ist einerseits schon richtig geil, andererseits hätte es aber um ein Vielfaches besser sein können.

Zum Schluss möchte ich noch ein paar Danksagungen loswerden:

  • An meinen Physio Tobi, der des Öfteren Schwerstarbeit mit mir hatte, aber mich immer wieder hinbekommen hat. Er hatte als erster auch die Ursache für meine Verletzung erkannt, die mir dann
  • mein neuer Zahnarzt, Dr. Nölting aus Wiesloch, bestätigt, mit einer Bissschiene beseitigt und mir somit die Saíson gerettet hat
  • zu guter letzt an Caroline Rauscher für den “Treibstoff”, der einfach sensationell ist

 

Danke auch an alle, die mich während der Vorbereitung und vor allem auch während der Rennen vor Ort unterstützt haben!!!

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