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Ironman Lanzarote: Racing on the edge

Vor dem eigentlichen Bericht möchte ich kurz noch erläutern, wie es zur Teilnahme am Ironman in Lanzarote kam – da ich das oft gefragt wurde und die Antwort meistens Stirnrunzeln hervorrief. Als ob Ironman-Rennen an sich nicht schon schwer genug wären…

Die Entscheidung dafür reifte vor knapp 2 Jahren, als ich mal wieder um wenige Sekunden die Hawaii-Qualifikation in Frankfurt verpasst hatte. Für das folgende Jahr (2013) sollte kein Ironman auf dem Programm stehen, ein neuer Quali-Versuch sollte erst in der neuen Altersklasse im Jahre 2014 unternommen werden. Stattdessen wollte ich 2013 nur Roth in Angriff nehmen, für 2014 dann einen Ironman mit schweren Bedingungen und harter Strecke – da ich mir hier größere Chancen ausrechnete.
Mit diesen Kriterien ging es auf die Suche, letztendlich waren Nizza, Wales und Lanzarote in der engeren Auswahl. Nizza fiel wegen der zu einfachen Laufstrecke raus; Wales wäre die perfekte Wahl gewesen, da ich dort aber schon teilgenommen hatte wurde es letztendlich Lanzarote.

Soviel zur Theorie … die Praxis sah bekanntlich anders aus.
2013 war ich dann noch relativ spontan und ungeplant auf Hawaii und konnte mir damit einen großen Traum erfüllen. Nach diesem Abenteuer mit 3 Ironmans innerhalb von 90 Tagen, garniert mit 4 Jetlags in 4 Wochen (2x9h, 2x3h), war ich endgültig bedient und mehr als kaputt. Und ja, ich würde es genauso wieder machen. Trotz allem, trotz 1,5 monatiger Ruhe und völliger Leere, mental wie körperlich.
Die direkte Vorbereitung für den Wettkampf begann Anfang Januar, deutlich später als ursprünglich geplant. Im Februar war ich zusammen mit Gerhard bereits 2 Wochen für ein Radtrainingslager hier, die weitere Vorbereitung erfolgte dann von zu Hause aus. Vielen Dank nochmal an den Wettergott, der das hervorragend gelöst hat mit dem diesjährigen “Winter”!

Gut vorbereitet reisten wir am Dienstag vor dem Rennen an und waren in Puerto del Carmen unweit des Starts untergebracht. Die wenigen Tage vor dem Rennen gingen sehr schnell vorbei, wir hatten sehr sehr viel Spaß und haben nebenbei auch noch ein wenig trainiert.
Am Mittwoch vor dem Rennen erledigten wir die Formalitäten, am Freitag war dann der Check-In angesagt.

DSC_8882_Checkin

Am Renntag klingelte der Wecker gegen 3:45h, direkt danach ging es zum Frühstück und zu Fuß zum Start. Nach den letzten Präparationen am Rad und den üblichen 20 Beutelkontrollen (es war jedes Mal der gleiche Inhalt drin und ich hatte wirklich nix vergessen …) ging es gegen 6:45 an den Start. Ich reihte mich in der Zone der 60-70-Minuten-Schwimmer ein, der Korridor war ca. 5m breit. Kurz vor dem Start ging den Spaniern noch die Luft aus, die aufblasbaren Tore über dem Startbereich brachen komplett zusammen und landeten auf den wartenden Athleten. Einige konnten davon noch rechtzeitig wieder aufgepumpt werden, andere nicht…

So ging es mit kurzer Verspätung ins Wasser, die übliche Schlägerei folgte dann auch sofort und hielt ziemlich lang an. Am Anfang machte mir das nicht viel aus, nach ca. 10 Minuten kam dann aber wieder Panik auf, obwohl sich eigentlich nix verändert hatte zu den vergangenen Minuten. Ich verlor irgendwie die Ruhe, bekam keine Luft mehr und musste erstmal aus der Situation raus. Leichter gesagt als getan, irgendwann packte ich es brustschwimmend quer zur Schwimmrichtung rauszukommen hinter die Schwimmleine, mit der die Strecke markiert war. Dort konnte ich mich kurz sammeln und beruhigen, dann ging es außerhalb des offiziellen Kurses parallel an der Markierung entlang weiter. An der zweiten Boje bin ich wieder zurück auf den offiziellen Kurs, ab dort war es relativ angenehm und ich konnte das Schwimmen nach 1:04:11h (und auf Gesamt-Position 354) beenden. Das war nicht die Zeit, die ich eigentlich schwimmen wollte und konnte, angesichts der Probleme bin ich damit aber zufrieden.

DSC_9084_Swim

Der erste Wechsel verlief zufriedenstellend und vergleichsweise flott.

DSC_9095_T1

Auf dem Rad konnte ich von Anfang an Positionen gutmachen und das Feld in gewohnter Manier von hinten aufrollen. Die Bedingungen waren für Lanzarote-Verhältnisse super, es war quasi windstill zu Beginn und wurde erst im Tagesverlauf windiger. Windstill bedeutet für Lanzarote übrigens ca. 4-6m/s Wind, für unsere Verhältnisse in Deutschland ist das schon eine steife Brise. Die ersten Kilometer verliefen relativ flach mit viel Seitenwind, ich flog quasi an sämtlicher Konkurrenz vorbei. Ab El Golfo wurde die Angelegenheit dann etwas anstrengender weil hügeliger. Ich versuchte so viel wie möglich in Aero-Position zu fahren, das gelang auch sehr gut. Weiter ging es in Richtung Timanfaya, dann nach La Santa und weiter nach Famara. In der leichten Abfahrt dahin konnte ich die spätere Frauensiegerin einholen, leider hatte ich kurz danach ein technisches Problem mit meiner Schaltung und musste die Gruppe so ziehen lassen. Beim Hochschalten aufs große Kettenblatt flog die Kette darüber und verklemmte sich derart zwischen Kurbel und Kettenblatt, dass ich knapp 2min benötige um diese wieder rauszuziehen und weiterfahren zu können. Sehr ärgerlich …
Über den Mirador del Rio ging es zurück in Richtung Start, das Gröbste war also geschafft. Die Abfahrt war sehr schön zu fahren, dank guter Ortskenntnis konnte ich so relativ einfach weitere Positionen gutmachen. Das anschließende Flachstück zurück nach Tahiche war wie für mich gemacht und lief relativ gut, auch wenn ich nach dem Mirador nicht mehr annähernd die Wattwerte treten konnte die ich wollte. Im Nachhinein gesehen waren die ersten 2h auf dem Rad wohl etwas zu schnell, das hat hinten raus und vor allem beim Laufen gefehlt.
Nach Tahiche folgte ein ca. 2km langes Stück mit leichter Steigung, und brutalem Gegenwind – das härteste Stück im ganzen Rennen. Anschließend folgte dann ein ebenso langes Stück mit Paris-Roubaix-Feeling; ich hab selten schlechteren Straßenbelag gesehen und gespürt als diesen – eher als Materialteststrecke zu gebrauchen, selbst mit dem Auto eine Qual. Nach diesem Stück war das Radfahren eigentlich geschafft, es ging nur noch leicht wellig und zum Schluss in einer langen Abfahrt zurück in die Wechselzone.

DSC_9118_Bike

Mit 5:24:24h für die Radstrecke muss ich wohl zufrieden sein, hatte ich mich damit doch auf Gesamtposition 65 verbessert. Allerdings wäre ohne das Kettenproblem und einer etwas besseren Kräfteeinteilung auch deutlich mehr drin gewesen.

In der Wechselzone konnte ich dann relativ schnell meine Laufschuhe anziehen und mich mit Sonnencreme versorgen lassen, trotzdem war ich hinterher ziemlich verbrannt …

Die erste Laufrunde von 16km Länge verlief sehr sehr gut, ich fühlte mich gut und konnte das geplante Tempo relativ locker laufen. Die Strecke führte an der Strandpromenade entlang 8km in Richtung Playa Honda, mit einigen leichten Steigungen und gefühlten 20%-Anstiegen, sobald Gegenwind im Spiel war.

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In der zweiten Runde kam dann der Mann mit dem Hammer, und er kam leider schnell und heftig. Auf dem Weg zum zweiten Wendepunkt, mit frontalem Gegenwind und leichter Steigung, stand ich förmlich, da ging nix mehr. Ich musste Tempo rausnehmen und auf Besserung hoffen. Die üblichen Fragen, warum man das hier alles tut während man 5 Meter weiter auch am Strand liegend die Sonne geniessen konnte waren zu dieser Zeit auch sehr präsent, dieses Mal sogar in Form von Karriere-Ende-Gedanken … Soll ich mir da Sorgen machen??? Soweit war es noch nie…

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Zum Glück fühlte ich mich wenige Kilometer später wieder besser und konnte wieder ein einigermaßen angemessenes Tempo laufen.

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Die letzte 10km-Runde war dann wieder in Ordnung und liefen einigermaßen rund, so dass letztendlich 3:06:43h für den Marathon zu Buche standen.

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Damit konnte ich mich um weitere 33 Positionen verbessern. So schlecht kann der Marathon also nicht gewesen sein – hätte aber auch noch viel besser sein können.

Die Ziellinie überquerte ich in 9:42:21h, auf Position 6 in meiner Altersklasse und auf Position 32 gesamt.

Zur Belohnung gab es dann bei Hawaii-Slot-Vergabe einen Platz für mich.

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Fazit:
Ein gutes Rennen mit ein paar kleineren Problemen und etwas Potential für weitere Verbesserungen.
Alle gesteckten Ziele erreicht, das i-Tüpfelchen ist natürlich die Qualifikation für die Weltmeisterschaft auf Hawaii.

See you in Kona, Hawaii, 11.10.2014.

 

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One reply on “Ironman Lanzarote: Racing on the edge”

nochmals “Herzlichen Glückwunsch”, schön, dass du es geschafft hast. Ich bin stolz auf dich.

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